Beratungsangebote für gewaltbetroffene Frauen und Frauenhäuser stärken
Deutschland hat sich national und international über Gesetze und Abkommen verpflichtet, Frauen vor geschlechtsspezifischer Gewalt zu schützen. Doch die Umsetzung der Istanbul-Konvention verläuft schleppend.
Die Pandemie hat viele bereits bestehende Probleme noch weiter verschärft. Eines davon ist Gewalt gegen Frauen. Durch „Stay at Home“ ist es für von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen erschwert worden, sich aus gewaltvollen Nahräumen herauszubewegen – nicht zuletzt auch, weil es zu wenige Plätze in Frauenhäusern gibt. Die sowieso schon prekäre Situation in den Frauenhäusern wurde aufgrund der Hygieneregeln noch weiter verschärft, da weniger Frauen aufgenommen werden können.
Frauenhäuser sind unabdingbar. Sie bieten seit über 40 Jahren Zuflucht und Schutz für betroffene Frauen. Es ist den Ländern in diesen Jahrzehnten jedoch nicht gelungen, bundesweit gleichwertige und bedarfsgerechte Standards zu erreichen. Das Angebot ist von Unterfinanzierung und mangelnder Verlässlichkeit geprägt. Es kann nicht sein, dass Frauen in Abhängigkeit ihres Wohnortes gute oder weniger gute Unterstützung erhalten. Vielmehr braucht es einen Rechtsanspruch auf Hilfe und Unterstützung bei geschlechtsspezifischer Gewalt, womit der Staat dafür sorgen kann, dass eine bundesweit einheitliche Unterstützung gewährleistet wird.
Ein weiteres wichtiges Instrument sind ambulante Beratungsstellen. Sie sind oft die erste Anlaufstelle für Frauen, denn sie bieten schnelle, unbürokratische und niedrigschwellige Hilfe. Die Beratung erfolgt persönlich oder telefonisch, sie reduziert Folgen von Gewalt wie posttraumatische Belastungsstörungen, aggressives oder autoaggressives Verhalten und verringert Arbeitsunfälle und Krankenhausaufenthalte.
Diese Beratungsstellen müssen gestärkt, Präventions- und Gewaltschutzkonzepte weiterentwickelt werden. Dazu braucht es auch Datenerhebung und Forschung über Ausmaß, Formen und Folgen von geschlechtsspezifischer Gewalt – auch im Netz.
Denn im Bereich digitaler Beleidigungen, Bedrohungen und Verhetzungen sowie ihrem Zusammenhang mit anderen Formen von Gewalt gegen Frauen fehlen bundesweit Beratungsmöglichkeiten. Dafür sind spezialisierte Beratungsstellen zu schaffen und die bereits bestehenden bei der Entwicklung passgenauer Angebote zu unterstützen. Während geschlechtsspezifische Gewalt gesellschaftlich stärker wahrgenommen wird, bleibt die Finanzierung des Unterstützungssystems seit Jahren hinter den steigenden Anforderungen zurück.
Wir von Bündnis 90/Die Grünen haben zu diesen Bereichen bereits vor zwei Jahren Anträge in den Deutschen Bundestag eingebracht. Diese werden in der kommenden Woche abgeschlossen.
Den Antrag zu den Frauenhäusern finden Sie hier, den zu den Beratungsstellen hier .
Um kurzfristig zu helfen, habe ich für den von Teresa Bücker, Christina Clemm und Carolin Emcke initiierten Spenden-Lese-Marathon gespendet. Die Spenden gehen an das Frieda Frauenzentrum, das Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser, den IWS – International Women* Space und das Frauenhaus Cocon. Der Stream findet am Sonntag, dem 6. Juni von 11 bis 22 Uhr statt und wird von She said aus auf YouTube übertragen. Wer auch helfen möchte, kann hier spenden: https://www.betterplace.org/de/fundraising-events/38001-spenden-lese-marathon