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Energie, Bürokratie und das Personal

Wahlkreis

Beim Kiezgespräch der IHK Berlin ging es um die vielfältigen Probleme von Gewerbetreibenden rund um den Boxhagener Platz in Friedrichshain

Der Mangel an Mitarbeiter*innen ist für die meisten Inhaber*innen von Einzelhandel, Cafés und Kneipen als auch für IT-Unternehmen zurzeit das größte Problem. Dies zeigte sich beim Kiezgespräch der IHK Berlin (Industrie- und Handelskammer), zu dem sie in ein Buch-Café an der Warschauer Straße eingeladen hatte und bei dem ich den rund 30 Teilnehmenden gemeinsam mit meinem Kollegen Andreas Audretsch aus dem Bundestag Rede und Antwort stand. Die beiden anderen wichtigen Themen sind die steigenden Energiepreise sowie die als ausufernd empfundene Bürokratie.

Aus der Sicht der Unternehmer*innen, deren andere Perspektive auch schon mit dem Wort „Personalmangel“ deutlich wird, sind ihre Herausforderungen beispielsweise steigende Löhne, hohe Krankheitsraten, fehlende Motivation und eine daraus folgende starke Belastung des Stammpersonals. Sehr sachlich wurden an etlichen Beispielen die Problemlagen geschildert, so „macht eben eine Lohnerhöhung um einen Cent auf 80 Mitarbeiter*innen gerechnet eben doch eine größere Summe“.

„Was wären denn die gewünschten Lösungsansätze, die von uns Politiker*innen gefordert werden“, fragte ich in die Runde. Allein bei dem Wunsch, allen, die arbeiten wollen, auch die Möglichkeit dazu zu geben, zeigten sich sofort gesamtgesellschaftliche Konflikte und Verteilungsfragen. Denn da geht es um das Geld für mehr Kitas, fehlende Betreuungsplätze in und nach der Schule und um Fragen der Finanzierung der Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen. Ganz abgesehen von den fehlenden Wohnungen.

„Leuten, die sowieso hier sind, zu verbieten, zu arbeiten, ist einfach irre“ sagte eine Teilnehmerin in Bezug auf die vielen Geflüchteten in der Stadt.  Da konnte ich auf das im letzten Sommer beschlossene Fachkräfteeinwanderungsgesetz verweisen, das einen sogenannten Spurwechsel von einem Asylantrag zu einer Einwanderung ermöglicht. Wenn die betroffenen Menschen sowie Wirtschaft und Handwerk da an einem Strang ziehen, ist vieles möglich.

Dazu passend wurde auch positiv aus den Betrieben berichtet, wie schnell sich die anderen Kolleg*innen, wenn eine Nähe durch die gemeinsame Arbeit hergestellt ist, dann um Fragen von Kita, Wohnung, etc. mit kümmerten. Auch sollte ein Spracherwerb während des Jobs möglich sein und gleichzeitig dies auch nicht nur zusätzliche Arbeit sein, sondern finanziell belohnt werden.

Darauf, dass viele staatliche Hilfsprogramme oft noch mehr Arbeitsaufwand bedeuten, verwies ein anderer Teilnehmer, „dabei geht es doch gerade um ‚Personalmangel‘“. Als Gegenbeispiel konnte Andreas Audretsch zeigen, wie seit dem Bürokratieabbau beim Solar-Energie-Gesetz der Bundesregierung auf einmal „die Zahlen der Anmeldungen explodieren“.  Als nächster Bereich sei für die Ampel-Koalition beim Thema Bürokratieabbau die Landwirtschaft dran. Gegen die Klagen über zusätzliche Arbeit setzte Andreas Audretsch die andere Perspektive, dass die neuerdings vorgeschriebene elektronische Erfassung der Arbeitsstunden eben auch viel Schindluder zum Beispiel bei Paketboten verhindere.

Das Problem der zu hohen Mieten in der Stadt vereinte dann wieder sowohl die Perspektive der Arbeitnehmer*innen und der Arbeitgeber*innen. Denn was für die einen die Wohnungsmieten sind, sind für die anderen die Gewerbemieten, die „alle Anstrengungen auffressen“. Da konnte ich auf das von mir geschriebene und in den Bundestag eingebrachte Gewerbemietgesetz verweisen. „Allerdings habe ich dort noch keine Mehrheit dafür“.