icon-arrowicon-cardsicon-closeicon-hamburgericon-search

Hausgemeinschaft sucht gemeinwohlorientierten Käufer

Mieten, Wahlkreis

Statt an einen Immobilien-Spekulanten verkauft zu werden, möchten viele Mieter*innen zusammen mit einem gemeinwohlorientierten Träger kaufen. Wie zum Beispiel die Reichenberger 55

In meinem Wahlkreis werden in den letzten Jahren immer wieder Mieter*innen in ihrem Wohnhaus mit der Nachricht konfrontiert, dass ihr Haus an ein Unternehmen verkauft wird, dass darauf setzt, das Mietshaus in absehbarer Zukunft in Eigentumswohnungen zu zerlegen. Das Geschäftsmodell dieser Immobilienspekulanten ist, die Wohnungen aufwendig zu sanieren, um sie dann zu teuren Preisen einzeln verkaufen zu können. Für die aktuell in den Wohnungen lebenden Mieter*innen bedeutet dies meist, dass sie keine Perspektive in dem Haus mehr haben und gefühlt ab diesem Zeitpunkt mit der Eigenbedarfskündigung des neuen Eigentümers in den kommenden Jahren leben müssen.

Doch viele Hausgemeinschaften schließen sich zusammen und versuchen, Alternativen zu entwickeln. Manchmal greift das bezirkliche Vorkaufsrecht und das Haus kommt in die Obhut einer der sechs kommunalen Wohnungsbaugesellschaften. Was nicht das Ende aller Probleme ist, aber zumindest ist das Haus damit dem Spekulationsmarkt entzogen. Dies ist zum Beispiel beim Neuen Kreuzberger Zentrum gelungen. Wenn das Vorkaufsrecht nicht greift oder der geforderte Preis beim besten Willen für ein kommunales Unternehmen nicht zu bezahlen ist, bleibt noch die Suche nach einer Genossenschaft, einer Stiftung oder sich als „Mietshaus in Selbstverwaltung“ dem Mietshäuser Syndikat anzuschließen. Wie es die Bewohner*innen der Seume 14 in Friedrichshain und der Zossener 48 in Kreuzberg gemacht haben.

Seit Jahren kämpfen die Bewohner*innen der Reichenberger 55 darum, endlich ihr Haus selbst verwalten zu können. Auch andere Hausgemeinschaften in Kreuzberg versuchen zur Zeit, ihrem Eigentümer das Haus abzukaufen und ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen. In einem aufwendigen Kampf gelang es der Reichenberger 55, mit der BOW den ersten Spekulanten loszuwerden, doch dieser verkaufte statt an sie an die Deutsche Wohnen weiter. Nun versuchen sie, mit Hilfe der Ostseeplatz-Genossenschaft, ihr Haus der Deutschen Wohnen abzukaufen.

Ich bewundere den ausdauernden Kampf dieser vielfältigen Hausgemeinschaft und unterstütze sie seit Jahren. Aktuell habe ich einen Brief an Michael Zahn, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Wohnen, geschrieben und ihn gebeten, den „alle Seiten nur Kraft, Zeit und Nerven kostenden Konflikt zu lösen“ und den Bewohner*innen den Kauf ihres Hauses mit Hilfe der Ostsee-Genossenschaft zu ermöglichen. Damit die Bewirtschaftung eines Wohnhauses im Mittelpunkt steht und nicht die Kapitalrendite von Anlegern. Und die Häuser denen gehören, die drin wohnen!

Hier der Brief als PDF:

20214013 Brief Canan Bayram Deutsche Wohnen Hauskauf