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Kampf gegen Verdrängung: der Kreuzberger Spätkauf #Ora35

Mieten, Wahlkreis

Am 14. August wurde der Spätkauf von Zekiye Tunç in der Oranienstraße 35 geräumt. Ich habe Zekiye in ihrem langen Kampf gegen die Verdrängung unterstützt.

Seit 2017 kenne ich Zekiye und seitdem unterstütze ich sie in ihrem Protest für den Erhalt ihres Spätkaufs „Ora35“. Das Haus, indem sich der Späti im Erdgeschoss befand, wurde von der Bauwerk Immobilien GmbH gekauft, die den Gewerbemietvertrag mit Zekiye nicht verlängerte. Wir haben der Bauwerk ein Vertragsangebot zur bestandswahrenden Zukunft des Geschäftsbetriebs unterbreitet, doch die Verhandlungen führten ins Leere. Zekiye zahlte die Miete für ihren Laden weiter und führte ihr Geschäft wie gewohnt.

Zekiye ist Teil des Kiezes und ihr Späti ein sozialer Treffpunkt

Im Oranienkiez ist Zekiye seit vierzig Jahren fest verwurzelt. Schon seit sie als junges Mädchen nach Kreuzberg kam, lebt und arbeitet sie hier. Zuerst im Gemüseladen ihres Vaters, ebenfalls in der Oranienstraße, dann betrieb sie ihre eigenen, ganz unterschiedlichen Geschäfte, um ihre Familie zu ernähren und sich eine Existenzgrundlage zu sichern. Dabei stand schon immer für sie die Idee eines sozialen Treffpunkts für die Nachbarschaft im Mittelpunkt.

Als im Juni 2019 ein Gerichtsvollzieher im Laden auftauchte und Zekiye die Vollstreckungsmitteilung bezüglich der Räumung des Spätkaufs übergab, wurde der Protest reaktiviert. Es gab mehrere Kundgebungen, ich fuhr mit Zekiye und Unterstützer*innen zweimal nach Hamburg zur Bauwerk GmbH. Doch diese blieb hart und lehnte jeglichen Vertragsabschluss ab.

In Deutschland gibt es kein wirkungsvolles Gewerbemietrecht, das Mieter*innen wie Zekiye schützt. Ich setze mich weiter dafür ein, dass wir bessere Instrumente und Gesetze zur Verfügung haben, um die Gewerbetreibenden – vom inhabergeführten Kleingewerbe über die Kita bis hin zum Künstleratelier – vor der Gnade und Willkür der Immobilieneigentümer*innen zu schützen.