Baumfällungen stoppen, Hitze und Überschwemmungen vorbeugen
Die Klimakrise ist schon jetzt auch in Deutschland spürbar. Hitzewellen mit tropischen Nächten und Starkregenereignisse mit Überflutungsfolgen sind schon lange keine Seltenheit mehr. Nicht zuletzt die Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz hat uns allen vor Augen geführt, wie wichtig es ist, die Stadt klimagerecht zu denken.
Klar ist: Die flächendeckend betriebene, plan- und maßlose Verdichtung und Versiegelung der Stadt ist nicht zukunftsfähig.
Versiegelung und dichte Bebauung führt zu mehr Hitze sowie zu Problemen für die Kanalsysteme. Denn das Regenwasser kann schlechter ablaufen, das Grundwasser schlechter auffüllen und es kommt schneller zu Überschwemmungen. Außerdem führt die Versiegelung zur Erhitzung der Städte und damit des Gesamtklimas. Hitzesommer, wie sie in Folge des Klimawandels in deutschen Städten zunehmend zur Normalität werden, sind eine immanente Gefahr für die Gesundheit aller Menschen. Sie können zu Herz-Kreislaufbeschwerden bis hin zu Hitzetoden führen.
Für eine klimagerechte Stadt sollten Flächen zunehmend entsiegelt werden, um die Versickerung von Regenwasser, gerade bei der zu erwartenden Häufung von Starkregenereignissen zu erlauben. Neben der Entsiegelung sind auch Stadtbäume unerlässlich. Sie verbessern die Luft durch Staubfilterung, Verdunstung und Sauerstoffproduktion die Stadtluft und kühlen durch Verschattung.
Deswegen setze ich mich dafür ein, dass keine Bäume mehr in der Stadt gefällt werden.
In meinem Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg/Prenzlauer Berg Ost plant eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft leider genau das: Sie beabsichtigt gegen den Willen der Anwohner*innen an zwei Adressen in Friedrichshain Baumfällungen vorzunehmen, um in einer jetzt schon am dichtesten besiedelten Fläche Europas zwei Bauvorhaben durchzusetzen.
Die Anwohner*innen haben zwei Initiativen gegründet, um die Baumfällungen zu verhindern. Mit einer Petition sammelten sie schon mehr als 3.800 Unterschriften zur Erhaltung der grünen Kiezoasen. Sie fordern, dass die Zerstörung von Grün-, Spiel- und Sozialflächen und Baumrodungen gestoppt, zur Wohnraumschaffung nachhaltige Alternativen ausgeschöpft, verbindliche Regeln für eine klimagerechte und soziale Stadtplanung festgelegt und Bürger*innen verbindliche Mitentscheidungsrechte eingeräumt werden.
Weil die Baugenehmigung erteilt ist und die Baumfällungen jetzt immanent bevorstehen, haben sich die Anwohner*innen an mich als ihrer direkt gewählten Bundestagsabgeordneten und Baumpatin eines Baumes in dem betroffenen Innenhof gewandt, um zwischen ihnen und der Wohnungsbaugesellschaft zu vermitteln.
Bei einem ersten Treffen führte ein Anwohner aus, dass die Baumfällung auch im Hinblick auf die Aufnahme von CO2 ein Problem ist. Ein Baum müsse ca. 80 Jahre wachsen, um eine Tonne CO2 aufnehmen zu können. Pro Jahr binde dieser Baum 12,5 Kilogramm CO2. Es müssten als Ersatz für diesen Baum daher 80 neue Bäume gepflanzt werden, um jährlich eine Tonne CO2 durch Bäume kompensieren zu können.
In drei Briefen habe ich an die besondere Verantwortung einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft appelliert, im Vorgriff auf die notwendigen gesetzlichen Regelungen für eine klimagerechte Stadt zu handeln und die Bäume nicht zu fällen.
Bei einer Informationsveranstaltung in der letzten Woche, an der ich teilgenommen habe, teilte die Baugesellschaft mit, dass dadurch an einem Standort 29 neue Wohnungen ohne Sozialbindung und 32 Wohnungen mit Sozialbindung entstehen sollen. Baubeginn soll schon in diesem Quartal sein (4/21). Viele Fragen der Anwohner*innen blieben bei dieser Veranstaltung leider unbeantwortet.
Auf meine Anregung hin findet heute Abend ein Runder Tisch mit Vertretern der Politik, der Wohnungsbaugesellschaft und der Initiativen statt, an dem ich ebenfalls teilnehmen werde in der Hoffnung zu einer Lösung beizutragen, die die Notwendigkeit einer klimagerechten Stadt, die Interessen der Anwohner*innen und die der Wohnungsbaugesellschaft in Einklang bringt.